Interview mit Dr. Anette Wahl-Wachendorf

Porträtaufnahme von Frau Dr. Wahl-Wachendorf
  • Bildquelle: Guido Kollmeier - BG BAU

Coronavirus: Jetzt auf die Gesundheit achten und regelmäßig lüften


Schutz vor dem Coronavirus in der kalten Jahreszeit – das ist eine besondere Herausforderung. Was jetzt zu tun ist, um eine COVID-19-Infektion zu vermeiden, erklärt Dr. Anette Wahl-Wachendorf, ärztliche Direktorin des Arbeitsmedizinischen Dienstes (AMD) der BG BAU GmbH.

Was macht das Coronavirus im Winter so gefährlich?

Es gibt zwei Aspekte, die eine höhere Infektionsgefährdung durch das COVID-19 Virus im Herbst und Winter vermuten lassen. Der erste und wichtigste Gesichtspunkt ist, dass sich das Leben von draußen nach drinnen verlagert. Im Freien können Abstände besser eingehalten werden, die virushaltigen Tröpfchen werden an der freien Luft schnell verdünnt. Der zweite Aspekt ist, dass es zu einer Überlagerung der Symptome von COVID-19 und der klassischen Grippe (Influenza) und den durch andere Viren verursachten „normalen“ Erkältungen kommen kann. Klinisch sind diese am Anfang kaum zu unterscheiden.

Können wir etwas tun, um unsere Gesundheit zu stärken?

Das Immunsystem spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Krankheiten abzuwehren. Ein gutes Immunsystem bringt den Körper in eine gute Verteidigungsposition. Grundlegend für gute Abwehrkräfte ist eine bedarfsgerechte, abwechslungsreiche Ernährung. Dazu gehört eine vitaminreiche Kost mit Obst und Gemüse, viele Ballaststoffe zum Beispiel durch Vollkornprodukte und die Versorgung mit Spurenelementen wie Zink. Wichtig ist es auch, ausreichend zu trinken, zum Beispiel Wasser oder ungesüßten Tee. Eine ausgewogene Ernährung kann Infektionen nicht verhindern, aber sie trägt dazu bei, dass die körpereigene Abwehr sie besser und schneller bekämpfen kann.

In der kalten Jahreszeit halten wir uns viel in geschlossenen Räumen auf. Was bedeutet das für die Verbreitung des Coronavirus?

Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen unter anderem des Robert Koch-Instituts wird der SARS-CoV-2-Virus vor allem über das Einatmen von Tröpfchen und Aerosolen übertragen. Die Tröpfchen sinken zu Boden und können damit nicht mehr eingeatmet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass nach ca. 30 Minuten kaum noch Tröpfchen in der Raumluft vorhanden sind. Die Aerosole dagegen schweben in der Luft, können sich also stärker verbreiten und länger in der Raumluft bleiben. Doch auch hier gibt es eine sehr empfehlenswerte Maßnahme, nämlich das regelmäßige Lüften. Daher heißt die neue Regel: AHA + L!

Wie oft und wie lange müssen Bauwagen oder Räume generell gelüftet werden?

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) empfiehlt: in Büroräumen alle 60 Minuten, in Besprechungsräumen alle 20 Minuten. Sinnvoll ist eine Stoßlüftung: Gegenüberliegende Fenster und Türen sollten geöffnet und die Lüftungsdauer an die Wetterverhältnisse – mindestens drei bis zehn Minuten – angepasst werden.

Welche Pflichten haben jetzt Unternehmerinnen und Unternehmer?

Die Betriebe haben die Pflicht, für den Arbeits- und Gesundheitsschutz zu sorgen. Dies gilt in der derzeitigen Pandemie auch für den Schutz vor einer Ansteckung durch COVID-19. Die aktualisierte SARS-CoV-2 Arbeitsschutzregel gibt hierzu die Empfehlungen, die zu beachten sind. Sie werden durch die branchenspezifischen Empfehlungen der Unfallversicherungsträger konkretisiert. Unternehmerinnen und Unternehmer sollten klare Verhaltensregeln für ihre Beschäftigten vorgeben und darauf achten, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesundheitsbewusst verhalten, und sie auch immer wieder dazu motivieren, zum Beispiel Abstand zu halten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Wir empfehlen den Unternehmen gerade in dieser Pandemie, die Beratung durch Experten des Arbeits- und Gesundheitsschutzes im AMD in Anspruch zu nehmen.

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